Im christlichen Mittelalter, das sehr vom Platonismus inspiriert war (der Platonismus musste sich aber den Platz an der Sonne mit dem Aristotelismus teilen), war die objektive Wahrheit vor allem bei Gott, der überhaupt der Dreh und Angelpunkt jedes Wissens war. Menschen, die nicht so perfekt waren wie Gott konnten sich natürlich Irren aber prinzipiell war es, auch durch Gottes Hilfe, möglich, die Dinge so zu erkennen, wie sie wirklich sind.
Über die frühe Neuzeit hat sich die Möglichkeit der Wirklichkeit und deren Erkenntnis durch uns Menschen nicht verändert. David Hume, der zwar unsere a priori Erkenntnis leugnete, leugnete dennoch nicht, dass sich unsere Perzeptionen auf etwas wahres, real Existentes bezogen, die wir zumindest a posteriori erkennen können. Wir können laut Hume zwar nicht die wesenhafte Ordnung hinter den Dingen der Welt erkennen, wohl aber, dass es eine Welt gibt, die sich uns zeigt.
Mit Kant änderte sich die Problematik. Durch seine Kopernikanischen Wende wurde erstmals thematisiert, dass wir vielleicht nicht die Dinge an sich, die wahre Welt objektiv wahrnehmen. Doch da die Sichtweise der Welt zwar vom Subjekt gemacht war, aber bei allen Subjekten gleich, hatte dies vorerst nicht allzu viel Auswirkung für das Thema „objektives Wissen“. Mit dem Erstarken der Naturwissenschaften wurde die Voraussetzung der Erkennbarkeit der objektiven Wahrheit nicht wirklich Hinterfragt.
In den Schriften Nietzsches, vor allem den Nachgelassenen, wird aber beispielsweise thematisiert, dass der Satz vom Ausgeschlossenen Widerspruch kein Seinsgesetz sei, sondern ein Gesetz für den Menschen.
Mit dem Auftreten der Analytischen Philosophie wurde dies großteils ausgeblendet. Das Analytische Projekt befasste sich mit der möglichst genauen Wiedergabe einer objektiven Welt. Die objektive Welt muss demnach erst mit kleinsten Sprachatomen verbunden werden, und dies hat möglichst genau im Sinne einer Wissenschaftssprache zu passieren. Dass dieses Projekt nicht durchhaltbar ist, zeigte vor allem der späte Wittgenstein. Er sprach sich vor allem gegen die Vorstellung der Sprachatome aus, die mit kleinsten Teilen der nichtsprachlichen Realität irgendwie verbunden sind.
Putnam kritisiert, dass sich dieser „metaphysische Realismus“ bis heute gehalten habe, vor allem in den Naturwissenschaften. Putnams internalistische Perspektive, die einen Mittelweg zwischen Realismus und Relativismus darstellen soll, ist aber auch noch ein wenig in dieser metaphysischen Sicht gefangen. Denn Putnam beschreibt, dass es wohl „nur“ den Dialog gibt, mehr können wir als Menschen nicht erreichen. Und noch dazu, und das verwundert, fragt Putnam dann, ob dieser Dialog einen idealen Schlusspunkt hat, auch wenn wir ihn möglicherweise nicht erkennen können. Richard Rorty, aus dem Neopragmatismus kommend, sieht für diese Annahme des idealen Endpunktes keine Verwendung, schließlich muss im Pragmatismus ein Unterschied ein Unterschied für die Praxis sein. Die internalistische Perspektive die auf den Dialog zentrieren wollte fällt somit eigentlich in den metaphysischen Realismus zurück.
Rortys Ansicht dazu ist weitaus radikaler und umstrittener. So fällt bei Rorty die objektive, ewige Wahrheit mit momentaner, lokal begrenzter Rechtfertigbarkeit zusammen. Mehr, als das wir uns vor einer momentan relevanten Gruppe rechtfertigen können ist niemals erreichbar. Wenn wir dieser Gruppe hinter uns haben, müssen wir uns um unseren Bezug zur Realität nicht mehr sorgen. Objektivität sei durch Solidarität zu ersetzen. Oft wird dazu kommentiert, dass durch Rortys Sicht alles im Relativismus versinkt. Rorty kommentiert diese Vorwürfe zwar, aber seine Ausführungen dazu können wohl nicht alle Überzeugen.
Um zum Abschluss Adolf Holl zu paraphrasieren: „Es muss doch absolute Werte geben, meinen die Leute. Und sie meinen damit ihre eigenen Werte.“